Büttenrede Närrische Stadtverordnetenversammlung 2015, SPD-Fraktion: Enrico Schäfer
Nach dem berühmten Tenor Caruso wurde ich einst benannt,
Enrico zu Deutsch: der Heinrich, in Kassel wird‘ er Henner genannt.
Eines Abends verspürte ich Hunger, die StaVo war in vollem Gange,
da sah ich die Gummibärchentüte vor mir und griff zu im Überschwange.
Die Empore war voll, viel Publikum hat mit uns diesen Abend verbracht,
dass die dort vielleicht selber Hunger haben, das hatte ich nicht bedacht.
So habe ich nur unten im Saal die süßen und bunten Bärchen verteilt.
Hätt‘ ich gewusst, was da auf mich zukommt, ich wäre auch nach oben geeilt.
„Schäfer isst und Kaiser spielt“, stand daraufhin in unsrer Zeitung drin.
Eine Frau hatte alles gesehen auf der Empore als Bürgerin.
Und so schrieb sie, ich könnte mich während der Sitzung so gar nicht benehmen,
würd‘ Fastfood essen und reden und Süßes Zeug vertilgen, ich sollte mich schämen.
Seitdem bin ich der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Seit jüngstem haben wir in der StaVo hier unser eigenes Männerballett.
Die drei Jungs, die es uns tanzen, sind in ihren Kleidchen sehr adrett.
Bernd Häfner, Dr. Hoppe und Petersen Olaf zeigen uns – oh saperlott!
Ihre atemberaubend gelenke Version vom Geschlechterquotenfoxtrott.
Zusammengewürfelt aus Ex-CDU, Ex-SPD und einem wackren Piraten,
oft ist die kleine Welt der Stadtpolitik für ihren Anspruch eng geraten.
Haben zu allem eine Position, sind meinungsstark und manchmal oberschlau,
verkünden nun als reine Männerfraktion ihre Forderung zur Stellung der Frau.
Der Magistrat und Kassels Aufsichtsräte in Zukunft nur noch quotiert,
dass ist, wofür die Fraktion Demokratie / Freie Wähler nun offen votiert.
Als Grund dafür nennen die strammen Burschen, ich werd‘s Euch verraten
die in der Satzung verbriefte Quote bei den Grünen und Sozialdemokraten!
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Die Erhöhung der Parkgebühren ist, wo man nur hinkommt, in aller Munde,
das böse Wort von der Abzocke macht dabei immer wieder die Runde.
Die CDU hat mit dem größten Vergnügen gegen rot-grün sofort scharf geschossen
und das anschließende Rauschen im Blätterwald ganz ungeniert genossen.
Kaum jemand weiß, dass es beinahe wäre noch viel schlimmer gekommen,
hätte die Kooperation den ersten Vorschlag einer Expertenkommission angenommen.
Auf Rot sollten zur Einnahmeverbesserung der Stadt in Zukunft alle Ampeln stehen,
und erst nach dem Einwerfen von 50 Cent am Zahlautomat sollte es weitergehen.
Ach ja, Thema Rot, da wollt‘ ich auch gerne noch eine Geschichte zum Besten geben,
Neulich musste ich eine Sitzung absagen, ich war krank und kaum noch am Leben.
Stand auf der Karte meiner SPD-Fraktion: „13 dafür, 12 dagegen haben wir beschlossen
ohne Enthaltung: Wir wünschen Dir gute Besserung, Deine Genossinnen und Genossen.“
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Unser Ziel, den Tourismus über das ganze Jahr hin zu stärken,
daran ist Stadtbaurat Christof Nolda jetzt auch am Werken.
Er tüftelt derzeit am Konzept für ein großes Wintersportgebiet
im Bergpark Wilhelmshöhe – beeindruckend, was er da alles sieht.
Zu Loipen, Rodelhang und Seilbahn gesellt sich dort oben ganz munter
eine welterbeverträgliche Skisprungschanze die Kaskaden hinunter.
Die Schneekanonen sind schon bestellt, denn ohne Schnee, das wäre fatal.
Nolda sieht sich schon springen als erster zur Eröffnung hinunter ins Tal.
Und sieht er im Fluge die vielen Baustellen in unserem blühenden Nest,
dann setzt sich dort allmählich ein weiterer genialer Gedanke fest.
Die Museumsmeile in der Innenstadt wird einfach um einen Punkt ergänzt,
das Freilichtmuseum-Museum zur Baustellenkultur als neuer Leuchturm glänzt.
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
25 Jahre Einheit, frischer Wind weht aus dem Osten endlich heran,
ein neuer Investor tritt mit den Salzmann-Höfen in Bettenhausen nun an.
Was der Rossing da nicht schon alles uns hatte an tollen Dingen versprochen,
technisches Rathaus und Multihalle – auf Sand gebaut, Versprechen gebrochen.
Aus Mülldeponie und Fabrik-Ruine soll nun an der Sandershäuser Straße entstehen
hochpreisiges Wohnen, vorbei wär‘s mit Oberbrunners Ästhetik des Vergehens.
Wie es scheint, gibt’s aus dem Rathaus schon halbwegs rot-grünes Licht,
was nach dem vielen Drunter und Drüber auch ist verwunderlich nicht.
Die Hoffnung stirbt zuletzt und der Kasseler Osten blüht auf,
dann geht nicht viel Zeit ins Land, ihr habt mein Wort darauf.
Dann wird auch jenseits der Fulle bald wieder geschwommen
und ihr alle seid in Bad Bettenhausen uns herzlich willkommen.
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Große Aufregung brachte 2014 ein geplanter Ausflug nach Athen,
beinahe alle haben darin den Anfang vom Ende der documenta gesehen.
Zeremonienmeister Hilgen wurde von allen Seiten scharf angegriffen,
offenbar hatte niemand den geheimen Plan an der Geschichte begriffen.
Die documenta und der OB, die stecken hierbei unter einer Decke,
sie veranstalten die documenta on Tour doch nur zu einem Zwecke.
100 Tage sollen die Kulturtouristen pendeln zwischen hier und Griechenland,
das sind so um die 800 Flugbewegungen am Airport Kassel, gerade umbenannt.
Schwarz-grün in Hessen stellt mit ihrem Handeln den Flughafen in Frage,
und ohne Steigerung der Zahl der Flüge wäre äußerst ernst die Lage.
Mit der Prüfung durch das Land endet für Schustereder in 2017 die Frist,
welch Glück für die Region, dass in diesem Jahr auch documenta ist.
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Über 20 Jahre ist der Mann im Amt als Stadt-Schatzmeister,
wir kennen ihn sehr gut beim Namen, Dr. Jürgen Barthel heißt er.
Abschied nimmt er dieses Jahr in den verdienten Ruhestand,
von seiner Kämmerei, der er so lang wie keiner sonst vorstand.
Wer dachte, so ’nen alten Hasen könne nichts mehr schocken,
dem konnte Domes von den Linken einen Überraschungsruf entlocken.
In der letzten StaVo schlug er doch wirklich Barthel vor zur Wiederwahl,
und erklärte ganz locker: er wolle statt Kopie doch lieber noch das Original.
Der Kämmerer trotz dieses Rufs der Linken nur ein bisschen mit der Schulter zuckt,
seine freie Zeit ist knapp, die Tickets für die Reisen sind schon längst gedruckt.
Zum Abschied schenkt er Kassel einen Haushaltsplan mit einem dicken Plus,
und damit ein Versprechen, das nunmehr der Geselle Christian halten muss.
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Mit Blick auf das Programm der heutigen närrischen StaVo fällt mir auf,
das Fehlen so einige Fraktionen mit ihren hervorragenden Redner darauf.
Wenn wir so Monat für Monat in unserem StaVo-Saal zusammen sitzen,
sieht man das närrische Rede-Talent so einiger Stadtverordneten aufblitzen.
So haben wir auch unseren eigenen Till, den geschätzten Oberbrunner Frank,
der hat zu spöttischer und zynischer Politik-Rhetorik einen deutlichen Hang.
Er prägt so manchen Begriff dabei, wie zum Beispiel den vom Pedalerotiker,
der Liberale, ich anerkenne es frank und frei, ist ein echter Verbal-Akrobatiker.
Ich verstehe, dass er heute hier nicht sprechen will, wir haben es sehr genossen,
denn er hat in der Bütt der StaVo bereits sein karnevalistisches Pulver verschossen.
Auch das Fehlen der Grünen in den letzten Sessionen macht mich sehr betroffen.
Doch habe ich gehört, das wir für das nächste Jahr wieder dürfen hoffen.
Was waren das für glänzende Reden, nicht zuletzt Eva Koch als grüne Domina,
der Saal hat getobt, die Grünen im Rausch, das war ganz einfach wunderbar.
Im Eifer hatte sich der Karl Schöberl dann vorletztes Mal etwas viel vorgenommen.
Jetzt ist ihr Zeitkonto aber wieder ausgeglichen und sie sind herzlich willkommen.
Ich bin der Gummibärchen-Henner, so werde ich genannt,
mach‘ Politik in dieser Stadt nicht als Beruf – es ist ein Ehrenamt.
Ein Paradies ist diese Stadt für Euch, die hochverehrte Narrenschar,
denn eins ist jedem klar: im Kassler Rathaus sind wir jeck das ganze Jahr.
Habt ihr gut zugehört? Mein Wort darauf, ich erzähl‘ hier keine Märchen,
darauf schmeiß ich für alle hier ’ne Runde GUMMIBÄRCHEN.
ALAAF und HELAU!